Berufliche Qualitäten: große Strohhüte tragen & durch Tulpenfelder laufen

 

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Model:
Amely Rose

 

Berufliche Qualitäten: große Strohhüte tragen & durch Tulpenfelder laufen
Hört ihr das auch? Wenn ihr euch diese Bildreihe anschaut oder höre nur ich dieses unangenehme Geräusch?
Da! Da ist es wieder.
Dieses nervige Dröhnen, das einfach nicht aufhören will.
Es klingt fast wie „Was? Das machst du beruflich?“

Da heute ja eh niemand mehr wirklich Zeit hat, sich eine eigene Meinung bilden uncool geworden ist und hier eh nur weiter gelesen wird, um sich auf der Couch über die faulen Influencer zu echauffieren; kommt hier direkt die Pointe (nur das mein beruflicher Alltag irgendwie nicht so als Witz herhält, zumindest für mich):
Ja! Ich mache das beruflich!
Versteht mich nicht falsch, ich liebe das Internet. Es bietet einem so viele Möglichkeiten, eine davon ist, dass wir seitdem direkt mit der Tür ins Haus fallen. Ich werde nicht mehr verwirrt gefragt, was ich denn nun beruflich mache. Wir legen direkt los, denn mit der scheinbaren Anonymität im Netz, haben einige auch ihre Höflichkeit abgelegt. Gleich mit der Distanz zu Themen die nur mich was angehen.
Aber Internet funktioniert wie Wodka, es macht uns mutiger und redseliger – vor allem wenn man eigentlich die Klappe halten sollte. Denn mein Gegenüber hat nach meiner Antwort, die ich ihm mit zusammengebissenen Zähnen entgegengespukt habe anscheinend immer noch nicht verstanden, dass ich eher ungern mit Fremden ausdiskutiere, wieso oder wieso ich nicht diesen oder jenen Werdegang beschritten habe.

Nein, mein Gegenüber läuft jetzt erst heiß! “Davon kannst du leben?“
Ich muss schon gar nicht mehr antworten. Denn nun wird ein Film abgespielt vor dem inneren Auge des Fragenden, ich erkenne es genau am glasigen Blick. Er sieht mich schon umringt von Designerhandtaschen, wie ich 5 Mal am Tag meine Nägel in einer anderen Farbe lackiere. Und wenn ich mal keine hübschen Fotos mache, stehe ich in seinen Fantasien dumm in der Gegendrum wie eine Sims-Figur, eventuell zwirble ich mir dabei an einer Haarsträhne und kichere – aber auch nur wenn der Fragende wirklich kreativ ist.
Doch irgendwann erwachen sie aus ihren Tagträumen und gucken einen (wenn das überhaupt möglich ist) noch herablassender an.
„Dein Leben hätte ich gerne“, kommt nun ganz gerne.
Ehm, es tut mir leid KAREN, dass du dich für deinen Beruf entschieden hast und für das Leben, dass du führst…

Und da ich mir an diesem Punkt seit Jahren die Zunge fusselig rede und mich und meine Kollegen wieder und wieder verteidige, werde ich das diesmal wieder tun. Aber eben ohne dem Instagram-Filter drüber, den jeder Außenstehende automatisch drüber packt, der absolut keine Ahnung von meinem Job hat.
Getreu dem Motto, je weniger Ahnung, desto größer die Meinung.
Ja, ich mache das hier beruflich und es steckt wesentlich mehr dahinter, als man meinen mag. Den „nur schöne Fotos“ sind nicht einfach mal schnell gemacht.
Dafür habe ich eine Ausbildung gemacht und Kommunikationsdesign studiert, in teures Equipment investiert und verbringe meine Freizeit seitdem ich 16 (!) bin damit. Also seit über 10 Jahren mache ich das Ganze hier schon.
In der Zeit habe ich mich entwickelt und meine Leser und wir sind gemeinsam gewachsen und größer geworden. Ich habe neues ausprobiert, bin von Fotos zu (Youtube-) Clips gegangen und kenne mich mit so ziemlich jedem Video- Bild- oder was auch immer für einem Programm aus, das zur Verarbeitung meiner kreativen Projekte dient.
Ich investiere Zeit und Geld in das ganze hier und selbst meine Freunde treffe ich nur, wenn sie tatkräftig anpacken.
Aber während andere an einem Samstag ausspannen und sich über das leichte Leben der Influencer echauffieren war ich…in einem Waschsalon und habe Fotos gemacht, nur eines von vielen an diesem Tag. Ich war übrigens morgens schon unterwegs und abends um 23 Uhr erst wieder zu Hause. Dafür kann ich ja aber am Sonntag ausruhen….nachdem ich alle Bilder gesichtet und bearbeitet habe.
Ihr merkt, hier bleibt nicht viel Zeit, um umringt von meinen Designertaschen zu liegen.

Aber ich liebe meinen Job und ich genieße jede Minute, die ich kreativ hierfür nutzen kann.

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38 Gedanken zu „Berufliche Qualitäten: große Strohhüte tragen & durch Tulpenfelder laufen

  1. Wenn Du davon leben kannst, passt es doch wunderbar! Du tust doch sicher das, was Du magst, sonst würdest Du es nicht machen und die Fotos und Texte wären nicht so wundervoll! Für mich als schnöde Hobbybloggerin ist es ein Mysterium, von was man da lebt, aber wie gesagt: wenn’s so ist, gönn ich’s Dir von Herzen und ich glaube keine Sekunde, dass Du ständig irgendwo umringt von Deinen Designertaschen herumliegst :-)))) Mal abgesehen davon, dass ich Dir das auch gönnen würde, was haben die Leute in diesem Land nur immer mit ihrem Neid und Rechtfertigungszwang 🙂
    Liebe Grüße
    Maren

  2. So schön durch Tulpenfelder muss man erstmal laufen können … 🙂

    Ich weiß genau, welche Fragen Du meinst. Es gibt Menschen in meinem Umfeld, die noch nach 14 Jahren Selbstständigkeit denken, ich wäre so eine Art Hausfrau mit Hobby.

  3. Du siehst einfach bezaubernd aus in deinem Kleid und die Location ist einfach perfekt. Es ist eigentlich immer ganz schön witzig, dass immer alle Fragen warum man so was macht. Jeder soll doch das machen was er am besten kann und die anderen in Ruhe lassen. Es ist doch schön, wenn ein Blogger davon leben kann. Liebste Grüsse

    xx Simone
    Little Glittery Box

  4. Liebes, das hast Du auf den Punkt gebracht: „„Dein Leben hätte ich gerne“, kommt nun ganz gerne. Ehm, es tut mir leid KAREN, dass du dich für deinen Beruf entschieden hast und für das Leben, dass du führst…“ – ja!
    Wir sind selbst für unser Leben verantwortlich und das vergessen viele oder vielleicht wollen sie das nicht wissen! Wenn ich selbst die Verantwortung trage, dann muss ich auch dazu stehen und ich kann die Misserfolge niemanden in die Schuhe schieben. Aber, ich frage mich: Wozu soll das führen?
    Danke für diesen tiefsinnigen Post und für die bezaubernden Bilder.
    Alles Liebe, lass es Dir gut gehen, Grażyna

  5. Deine Bilderreihe finde ich ganz bezaubernd ♥

    Viele Menschen können es sich gar nicht vorstellen, das man als Influencer und Blogger seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Selbst als Hobbybloggerin investiere ich irrsinnig viel Zeit, wobei das für mich wirklich nur nebenbei ist.

    Sich ständig rechtfertigen zu müssen kann einem schon auf die Nerven gehen.

    Liebe Grüße Sabine

    1. Ja das ständige rechtfertigen ist schon anstrengend.
      Und absolut, als ich mit dem Bloggen und fotografieren begonnen habe, habe ich meine komplette freie Zeit darein investiert. es hat mir super Spaß gemacht natürlich. aber jetzt ist es ein Job und kein 9 to 5 sondern 8 to 24 oder sogar später XD

  6. Bloggen ist ein harter Job und wenn man das richtig macht und davon leben möchte sogar mehr als Vollzeitjob. Ich weiß wovon ich spreche. Es steckt wirklich viel dahinter: Bilder, Texte, Marketing, Buchhaltung, Technik etc. Und ständig lernt man etwas dazu, wird immer besser, macht Fehler. Viele wissen es nicht und denken, dass wir oberflächlich sind und nur an Klamotten und Kosmetik denken (je nachdem worüber man schreibt). Es macht aber unglaublich viel Spaß und ich würde mir wünschen, dass ich auch wie du davon leben und somit die Zeit vollständig nutzen könnte.

    Liebe Grüße
    Alicja von Blog: miss-alice.net
    Instagram: Miss-Alice.Net

  7. Ich glaube diese Fragen und das Gefühl, darauf jetzt sofort mit Klischees und Vorurteilen aufräumen zu müssen, kennt jeder Selbstständige. Vor allem in kreativen Berufen. Geht mir auch seit Jahren so, aber mir ist es mittlerweile ziemlich egal. 😉

  8. Liebe Amely, zuerst einmal gleich zu deinen Fotos – das sind ja total geniale Aufnahmen, du, dein Kleid, dein gesamtes Outfit und die tolle Location, besser kann man es einfach nicht machen. Einfach perfekt gelungen. Ich betreibe einen Hobbyblog und sehe da bereits, wie viel Aufwand dies in den einzelnen Bereichen bedeutet; wenn der Blog dann so professional wie bei dir betrieben wird, multipliziert sich der Aufwand natürlich noch einmal. Leider geben dann meistens Menschen, die keine Ahnung von der Materie haben oder die einfach nur neidisch sind, diese unqualifizierten Kommentare ab. In dieser Neidgesellschaft, die derzeit bei uns oftmals vorherrscht, sind Menschen den anderen keinen Erfolg vergönnt oder freuen sich über deren Misserfolg. Danke, dass du dieses Thema angesprochen und so toll beschrieben hast.
    Hab einen wunderbaren Abend und alles Liebe

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